Digitalisierung im Krankenhaus - top oder flop? Über Digitalisierung im Krankenhaus wird zur Zeit viel…
Was tun, wenn neue Prozesse nicht gelebt werden
Kennen Sie das auch? Wenn neue Prozesse nicht gelebt werden, obwohl sie aus fachlich exzellenten Veränderungsprojekten stammen. Sie laufen nach der Einführung nicht wirklich rund. Irgendwie ist der Wurm drin, obwohl im Projekt alles Fachliche richtig gemacht wurde. Aber woran liegt das? Haben wir etwas nicht berücksichtigt? Oder etwas Entscheidendes übersehen? Hier finden Sie unsere Checkliste.
Wichtige fachliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung von neuen Prozessen
Zunächst einmal gilt es zu überprüfen: ist auf der fachlichen Linie tatsächlich alles richtig gemacht? Denn für neue Prozesse gilt:
- sie werden mit den von der Veränderung betroffenen Mitarbeitern in Zusammenarbeit entwickelt,
- von Führungskräften werden die neuen Prozesse und Praktiken offiziell verabschiedet,
- neu eingeführte Software und andere Instrumente sind nutzer- und aufgabenorientiert entwickelt oder ausgewählt und angepasst,
- das räumliche Umfeld ist bei Bedarf prozessorientiert (sowie mitarbeiter- und patientenorientiert) umgebaut,
- alle betroffenen Mitarbeiter sind bestens informiert und geschult.
Falls Sie etwas übersehen haben, wäre jetzt der Zeitpunkt, dies nachzuholen.
Stehen die finanziellen Ressourcen für neue Software oder einen Umbau nicht zur Verfügung? Dann steht es an, darüber offen zu kommunizieren, und gemeinsam nach ausgleichenden Lösungen zu suchen.
Woran kann es liegen, wenn’s dann immer noch nicht läuft?
Dann lohnt es sich, tiefer zu schauen. Denn aus unserer Erfahrung hängt das erfolgreiche Umsetzen von neuen Prozessen zum großen Teil von der Beziehungsqualität der Mitarbeiter und Führungskräfte ab, die in den neuen Strukturen und Prozessen zusammenarbeiten werden.
Hinderungsgründe für neue, erfolgreich ‚fließende’ Prozesse:
- Gefühle der Angst, die neuen Anforderungen nicht bewältigen zu können,
- Beteiligte sind in ihren alten Rollen und Aufgaben gefangen,
- sie suchen Sicherheit im Aufrechterhalten des alten Status quo,
- die Vorstellung, wie etwas zu sein hätte, was akzeptabel und hinnehmbar sei, überwiegt die Offenheit, Neues auszuprobieren,
- nicht aufgelöste alte Konflikte tauchen in der neuen Situation wieder auf,
- neu entstandene Konflikte werden mit großem Energieeinsatz und zeitlichem Aufwand auf Kosten der Kollegen und Prozesse ausgetragen,
- das Einstellen von neuen Mitarbeitern hat alte Mitarbeiter in die ‚zweite Reihe’ versetzt,
- Aufopferung, Stress, Perfektionismus,
- ……….
Dies alles kann zu dissoziativen Dynamiken führen, die die Beziehungsqualität beeinträchtigen. Sie wirken sich direkt auf die Qualität der Zusammenarbeit aus: es hakelt, Mitarbeiter sabotieren unbewusst die Abläufe, der Flow bricht in den neuen Arbeitsprozessen immer wieder ab.
Wie lässt sich Abhilfe schaffen?
- Die Führungsebene muss möglicherweise noch klarer eine Vorbildfunktion einnehmen,
- zudem ist das Ausrichten auf eine gemeinsame Vision oder ein gemeinsames Ziel, warum und wie in Zukunft zusammengearbeitet werden soll, wichtig,
- dabei die Sinn-Stiftung für die Mitarbeiter berücksichtigen, das setzen wir in helfenden Berufen allzu leicht als ‚Gegeben’ voraus, es bedarf jedoch der expliziten Berücksichtigung,
- die Expertise von langjährigen Mitarbeitern würdigen, wenn neue Mitarbeiter eingestellt werden, und deren andere Sichtweise auf die Dinge ebenfalls würdigen,
- das Miteinander und gegenseitige Unterstützung in den neuen Prozessen ermöglichen,
- im Projekt Raum für das Bearbeiten von emotionalen Dynamiken geben, um die Beziehungsqualität zu verbessern.
Viel Erfolg beim Ausprobieren.
Ihre Heike Sander und Donat Wollny
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