Wie wir unsere Patienten lieben (und unsere Kollegen gleich mit) Impulsabend mit Übungen für Menschen im Gesundheitswesen…
Dreiteilige Blog-Serie zum Burn-out im Gesundheitsbereich: Wie erkenne ich ihn und wie beuge ich mit neuen Ansätzen vor?
Teil 2
Wie wir Burn-out begünstigende Persönlichkeitsfaktoren, wie Kompensationen, Rollen und Konkurrenz am Arbeitsplatz erkennen
Der zweite Teil des Blogs beschreibt vier Burn-out begünstigende Persönlichkeitsfaktoren. Mit diesen neuen Ansätzen können wir Burn-out effektiv begegnen.
Kompensationen als Burn-out begünstigende Persönlichkeitsfaktoren
Nach Chuck Spezzano entsteht ein Burn-out aus Kompensationen. Diese erklärt er als Reaktionen auf Urteile, die wir in der Kindheit über uns selbst gefällt haben. Demnach glauben wir, dass wir etwas falsch gemacht haben. Sogar bei einem Problem in der Familie nicht helfen konnten.
Im Grunde genommen sind Kompensationen Stress auslösende Ausgleichs- und Verteidigungsmechanismen. Dadurch zeigen wir Verhaltensweisen und Überzeugungen, die wir für wahr halten. Diese entsprechen aber nicht dem, was wir insgeheim von uns selbst halten. Im Grunde genommen verbrauchen Kompensationen viel Energie.
Kompensationen verhindern das Empfangen von positiven Impulsen. Außerdem Lebensfreude spüren im Erwachsenenleben. Mögliche Folge: wir können uns nicht regenerieren. Und uns fehlt die Kraft, den Anforderungen des Arbeitsalltags gerecht zu werden. Kommen noch zusätzliche Veränderungen im Arbeitsprozess hinzu, kann dies zu einer Arbeitsüberlastung führen.
Rollen und Pflichten als Burn-out begünstigende Persönlichkeitsfaktoren
Ein möglicher Ausdruck von Kompensationen können Rollen und Pflichten sein.
Wenn wir Rollen einnehmen, wollen wir alles richtig machen. Auch was wir vermeintlicher Weise falsch gemacht haben. Wo wir in Rollen gefangen und nicht authentisch sind, können wir keine echte Verbindung eingehen. Wir halten unser Herz zurück. Und bringen uns nicht von ganzem Herzen ein.
Deswegen meinen wir nicht anders handeln zu können. Aufgrund von Pflichtgefühl oder aus einem bestimmten Arbeitsethos heraus. Dies ist aber nur unsere Meinung. So bewegen wir uns oft schon in Richtung eines Burn-outs.
Aufopferung als Burn-out begünstigender Persönlichkeitsfaktor
Aufopferung Ist ein Versuch, die Dinge durch Selbstaufgabe ins Lot zu bringen. Dem liegt ein Mangel an Selbstwert zugrunde, den wir uns oft nicht eingestehen. Verstärkt wird diese Haltung durch die am Arbeitsplatz eingeforderte sogenannte professionelle Distanz zum Patienten, Kollegen oder Vorgesetzten. Darin sind wir von unseren Gefühlen abgeschnitten. Und wir konzentrieren fast die gesamte Energie auf die Arbeit.
Konkurrenz als Burn-out begünstigender Persönlichkeitsfaktor
Sollte zu Aufopferung noch Konkurrenz kommen, wird ein echtes Wir-Gefühl zusätzlich auf eine harte Probe gestellt. Denn Konkurrenz kann mit meinen Kollegen oder der anderen Abteilung bestehen. Demzufolge führt die Interaktion zu keiner Win-Win-Situation. Und am Ende verbleiben nur ein paar (vermeintliche) Gewinner und viele Verlierer. Unter dem Strich spüren das auch die Patienten und empfinden die Atmosphäre als unangenehm.
Vier Fragen zu meiner persönlichen Disposition
Die genannten Faktoren können als sehr herausfordernd empfunden werden. Ich möchte Sie einladen, sie nicht einfach zu glauben. Bitte überprüfen Sie sie für sich selbst. Vielleicht stellen Sie sich einmal folgende Fragen:
- Bin ich glücklich? Oder empfinde ich mein Leben oder meine Arbeitssituation als beanspruchend und wenig erfüllend?
- Wie stelle ich mir ein glückliches Leben und eine erfüllende Tätigkeit vor? Was wollte ich schon immer tun, wobei geht mein Herz auf?
- Welche innersten Überzeugungen, Haltungen, Maßstäbe, Glaubenssysteme, Lebenskonzepte habe ich. Ist mir klar, dass sie auf Erfahrungen aus meiner Vergangenheit beruhen? Sind sie für meine jetzige oder zukünftige Lebens- und Arbeitssituation hilfreich oder eher hinderlich?
- Ist es nicht an der Zeit meine Überzeugungen und Haltungen zu hinterfragen? Sie auf auf deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen? Beruhen sie womöglich auf einer Fehleinschätzung oder Fehlinterpretation bestimmter Erfahrungen? Haben sie mein Leben geprägt? Haben sie sich auf bewusste oder unbewusste Art auf meine Wahrnehmung und Einschätzung meiner Außenwelt ausgewirkt?
Und noch zwei Fragen zu meiner Veränderungsbereitschaft
- Bin ich bereit, meine Wohlfühlwolke zu verlassen? Werde ich die Verantwortung für mein Leben und meine Gesundheit übernehmen?
- Was sagt mir meine Intuition? Was ist meine Bestimmung?
Ihr Donat Wollny
Im vorhergehenden Blog Teil 1: Welche äußeren Faktoren können Burn-out begünstigen und wie erkennen wir einen Burn-out?
Im nächsten Blog Teil 3: Wie wir unsere erlernten Reaktionsmuster an der Schnittstelle zwischen innerem und äußerem Druck erkennen.
Praktische Hilfe finden Sie hier.
Quellen zu Burn-out begünstigende Persönlichkeitsfaktoren
Dr. Chuck Spezzano, Der Tao-Index, Riemann Verlag, 2006
Dr. Chuck und Lency Spezzano, Es muss einen besseren Weg geben, Verlag Via Nova, 2008
Dr. Chuck Spezzano, Was tun wenn nichts mehr geht, Verlag Via Nova, 2003
Dr. Chuck und Lency Spezzano, Beziehungskunst-Führungskunst-Spiritualität, Verlag Intergral, 2003
Dr. Chuck Spezzano, 50 Wege sich mit jedem zu verstehen, Verlag Via Nova, 2007
Jeff & Sue Allen, Wie Beziehungen wirklich gelingen, Verlag Via Nova, 2012
http://www.torstenkonrad.com/_/Artikel_files/BS_Burnout_H+D.pdf